Tree House Fire (Music On Vinyl, 10" Maxi)

Customer reviews

• Ein grosser Schritt nach vorne

  Written on 10. March 2024 by Schtobotz.
  This customer review refers to a alternative version.

  Nachdem 'Angst' und vor allem 'Knot' für mich Tiefpunkte der Karriere der Nits bedeuteten, geht es hier spürbar aufwärts. Zwar sind die Songs eher ruhig gehalten (bis auf ein paar schöne, ohrenbetäubende Donnerschläge aus dem NITS-Nichts innerhalb einiger Stücke, die live so richtig einschlugen). Vor allem sind es wieder Songs mit Struktur, Zusammenhang und Inhalt. Man wünscht niemandem ein abgebranntes Studio, aber hier scheint der Brand den eingedickten Honig der Kreativität wieder in flüssigen Zustand gebracht zu haben. Die Ideen fliessen wieder und so haben wir es hier mit einem echt schönen Mini-Album zu tun, das ich zum Kauf empfehlen kann. Damit hätte ich nach Zeiten der Angst und mit einem kreativen Knoten nicht gerechnet.
  
  Unter dem Vorwand eines 50-Jahr-Jubiläums nutzten die Nits gestern Abend das Volkshaus zu ihrem gewohnten Ritual, ein neues Album vollständig live durchzuspielen. Für einmal war das kein Kolbenklemmer (Zündapp lässt grüssen und wurde Gott sei Dank nicht gespielt - hätte die Stimmung im Saal zum Gefrieren gebracht), sondern sehr annehmlich und bereitete das bunt zusammengewürfelte Publikum auf einen zweiten Teil vor, der viele Höhepunkt mit sich brachte. Einmal mehr durfte ich die gestandenen Herren aus nächster Nähe betrachten (1. Reihe rechts, Lautsprecherturm vor mir, Kollege aus Österreich als persönlichen Bodyguard neben mir). Dadurch hatte ich gute Sicht und einigermassen annehmbare Lautstärke. Man muss dem Tontechniker zugute halten, dass nach den paar letzten Nits-Konzerten im Volkshaus, wo es fast nach Stromausfall und unfreiwilliger Unplugged-Session tönte, wieder eine gewisse Grundlautstärke erreicht wurde. Wie bei "Tree House Fire" stimmt auch hier die Tendenz wieder. Vom neuen Album waren für mich die Highlights "The Tree" und "The Attic", bei den Klassikern stachen "Sketches Of Spain" und das nach wie vor unerreichte "J.O.S. Days" hervor. Abstriche gibt es für ein paar Füller, allen voran "Two Sisters" vom seltsamen Album "Alankomaat", das damals in den 90ern von finnischen Gastmusikern zu stark beeinflusst und damit klar verfälscht wurde - für mich kann es nur teilweise als echtes Nits-Album betrachtet werden. "Two Skaters" verlor live in einer rhythmisch holprigen Version ebenfalls etwas an Klarheit. Dafür stach "Les nuits" hervor, sonst nicht so mein Ding, aber hier grandios interpretiert. Ebenfalls grossartig: "Cars & Cars". Fazit: Patient mit klarer Heilungstendenz, bei weiterhin gleichbleibendem Verlauf dürfen wir beim nächsten Album mit einem Meisterwerk à la "Adieu Sweet Bahnhof", "Henk" oder "Ting" rechnen!