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Jonas Kaufmann singt die Titelrolle in der neuen Gesamtaufnahme von Richards Wagners "Parsifal",
die am 1. März bei Sony Classical als 4CD Set mit umfangreichem Booklet sowie digital erscheint. Sie
basiert auf hochgelobten Aufführungen an der Wiener Staatsoper unter der Leitung von Philippe
Jordan mit einer Spitzenbesetzung: Elina Garanca als Kundry, Georg Zeppenfeld als Gurnemanz und
Ludovic Tézier als Amfortas in weiteren Hauptrollen. Das Presseecho nach der Premiere im Frühjahr
2021 war einhellig: Von einem "Sängerfest", gar einer
"Sensationsbesetzung" (Der Standard), einer "luxuriösen Ensembleleistung" (DIE ZEIT) war die Rede,
immer wieder wurde der Nuancenreichtum der musikalischen Wiedergabe betont. Neben Jonas
Kaufmann, der den "reinen Toren" mit betörenden Zwischentönen und dramatischen Ausbrüchen
gestaltet, sind an seiner Seite gleich zwei prominente Rollendebüts verewigt: souverän singt Elina
Garanca ihre erste und bereits seit langem erwartete Kundry, Georg Zeppenfeld (Gurnemanz) und
Ludovic Tézier singen ihre Partien ganz im Sinne des von Wagner geschätzten Belcanto. Wolfgang
Koch, international renommierter Darsteller des Hans Sachs in Wagners "Meistersinger", gestaltet
eindringlich die Figur des Klingsor. Die mit Spannung erwartete und im April 2021 dann wegen
Corona-Auflagen ohne Publikum gezeigte, live aufgezeichnete Inszenierung von Kirill Serebrennikov
spielt in einem Gefängnis - gemäss der Zeile "zum Raum wird hier die Zeit". Nach mehreren Jahren in
Haft, Hausarrest und Ausreiseverbot, musste der Regisseur die Neuproduktion von ferne leiten und
von Mitarbeitern vor Ort erarbeiten lassen. Sein Konzept des "Parsifal" als
"Befreiungsoper" (Süddeutsche Zeitung), als "mehrschichtiges Beziehungsdrama" (Der Standard) und
"futuristische Dystopie" (Welt) überzeugte. Es ist wenig verwunderlich, dass die Faszination von
Wagners letztem Bühnenwerk mit seiner Gralsmystik, christlichen Symbolik und der ihr
zugrundeliegenden ewigen Frage nach Schuld und Sühne auf das Publikum bis heute ungebrochen
ist; die harmonisch verdichtete Erzählweise, die Komplexität in Tonalität und Klangfarben, das noch
mehr als in seinen vorangegangenen Werken aufs Innere zurechtgespitzte tiefenpsychologische
Drama, die hochmetaphorische Symbolkraft im Detail und nicht zuletzt die Spieldauer stellen höchste
musikalische Anforderungen an das Orchester wie an die Solisten.